Integration der Deutschen aus Russland Zahlen, Daten, Fakten
Integration der Deutschen aus Russland Zahlen, Daten, Fakten
Untersuchung des „Instituts der Deutschen Wirtschaft“ (1997)
Ergebnisse:
- Deutlich positive Auswirkung des Aussiedlerzuzuges auf die gesetzliche Rentenversicherung, die gesetzliche Krankenversicherung und die Arbeitslosenversicherung.
- Ebenso positive Auswirkung der Aussiedlerzuwanderung auf die Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden.
- Positive Auswirkung auf die Altersstruktur der bundesdeutschen Gesellschaft.
Mikrozensusdaten des Statistischen Bundesamtes über die Lebenssituation der Spätaussiedler (2007)
Ergebnisse:
- Die deutschen Spätaussiedler sind besser in Schule, Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integriert als andere Zuwanderergruppen.
- Spätaussiedler bleiben zu 25,6% ohne beruflichen Abschluss, während die Gruppe der Ausländer hier im Umfang von 46,7% betroffen ist (Einheimische: 12,3 Prozent).
- Bei der Erwerbsquote liegt die Gruppe der deutschen Spätaussiedler mit 73,7% deutlich über der Gruppe der zugewanderten oder in Deutschland geborenen Ausländer mit 65,9% und reicht dabei fast an die Erwerbsquote der einheimischen Bevölkerung heran, die bei 75% liegt.
Erweiterte Sitzung des Beirates für Spätaussiedlerfragen zum Thema “Kriminalität von Spätaussiedlern” (2008)
Aussagen:
- Im Hinblick auf die Gruppe der Spätaussiedler besteht kein Anlass für dramatisierende Darstellungen.
- Die Kriminalitätsbelastung ist bei Aussiedlern insgesamt nicht höher als bei einheimischen Deutschen. (Allerdings tritt Aussiedlerkriminalität im Wesentlichen als Jugendlichenkriminalität in Erscheinung.)
(Spät-)Aussiedler in Deutschland. Eine Analyse aktueller Daten und Forschungsergebnisse. Forschungsbericht 20, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2013).
Auszüge:
- (Spät-)Aussiedler und ihre Nachkommen zeigen eine insgesamt relativ vorteilhafte Struktur ihrer schulischen und beruflichen Qualifikationen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf einfachen und mittleren Schul- und Berufsabschlüssen, während der Anteil der Abiturienten und Akademiker etwas unterdurchschnittlich ausfällt. Hierbei spielen auch Einflüsse des Bildungssystems der Herkunftsländer eine Rolle. Bei der jüngeren Generation, insbesondere den Frauen, ist ein klarer Trend zu höheren Bildungsabschlüssen zu verzeichnen.
- (Spät-)Aussiedler sind in hohem Maße auf dem deutschen Arbeitsmarkt aktiv. Ihre Erwerbs- bzw. Arbeitslosigkeit ist insgesamt verhältnismäßig gering, scheint jedoch insbesondere ältere Menschen und Personen ohne beruflichen Abschluss zu betreffen, aber auch Akademiker, die Schwierigkeiten haben, ihr Qualifikationsniveau in eine adäquate Beschäftigung umzusetzen. Die berufliche Stellung von erwerbstätigen (Spät-)Aussiedlern, besonders der Männer, konzentriert sich stark auf Tätigkeiten als (Fach-)Arbeiter im produzierenden Gewerbe. Unklar bleibt bisher das Ausmaß prekärer Beschäftigung in Zeit- bzw. Leiharbeit. Selbständigkeit spielt eine geringere Rolle, wofür sozialisationsbedingte Ursachen in Betracht kommen.
Leistungen für Spätaussiedler
In der Öffentlichkeit hält sich hartnäckig das Vorurteil, Spätaussiedler würden ungerechtfertigte Geldgeschenke des Staates, zinslose Darlehen zum Bauen oder große Entschädigungsleistungen erhalten. Und viele sind der Auffassung, Spätaussiedler würden sich nicht integrieren und seien eine Belastung für die Bundesrepublik. Nachstehend objektive Angaben (mitgeteilt vom Bundesministerium des Innern), die helfen sollen, das schiefe Bild gerade zu rücken.
Die Bundesregierung bekennt sich zu ihrer Verantwortung für die deutsche Minderheit in den GUS- und mittel- und osteuropäischen Staaten. Dieser Verantwortung wird sie in Form von Unterstützungsleistungen in den Herkunftsländern in Form einer breit gefächerten Bleibehilfe gerecht, die dem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ folgt, sowie in Form von Aufnahme als Spätaussiedler in Deutschland, wenn die Anforderungen des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) erfüllt sind. Wer sich entscheidet umzusiedeln, ist auch willkommen. Spätaussiedler und ihre Familienangehörigen haben im Falle der Übersiedlung Anspruch auf Integrationsleistungen.
- Aussiedler und Spätaussiedler (nicht aber deren Familienangehörige) haben einen Rentenanspruch aufgrund des Fremdrentengesetzes (FRG). Damit hat der Gesetzgeber dem Kriegsfolgenschicksal der Aussiedler Rechnung getragen. Bei allen Rentenzugängen ab dem 1. Oktober 1996 werden grundsätzlich unabhängig vom Zeitpunkt des Zuzugs die FRG-Tabellenwerte in Höhe von nur 60% berücksichtigt. Schon vor dieser Rechtsänderung galten für Spätaussiedler Tabellenwerte in Höhe von nur 70%. Bei Zuzug nach dem 6. Mai 1996 wird der Rentenanteil aus FRG-Zeiten auf maximal 25 Entgeltpunkte, bei Ehepaaren und eheähnlichen Gemeinschaften auf maximal 40 Entgeltpunkte begrenzt.
- Die bedürftigkeitsabhängige Eingliederungshilfe für Spätaussiedler ist mit dem 31. Dezember 2004 ohne Übergangsregelungen ausgelaufen. Bedürftige erhalten – wie andere Deutsche auch – auf Antrag Arbeitslosengeld II.
- Weiterhin gewährt wird jedoch die „pauschale Eingliederungshilfe“ nach § 9 Absatz 3 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) an Spätaussiedler aus der ehemaligen UdSSR und den baltischen Staaten. Sie erhalten einen Ausgleich für den Gewahrsam, den sie in der Kriegs- und Nachkriegszeit erleiden mussten. Als Gewahrsam in diesem Sinne kommen insbesondere in Betracht:
— der Aufenthalt in der so genannten Trudarmee,
— in Sondersiedlungen für deutsche Staatsangehörige und deutsche Volkszugehörige
— oder unter Kommandanturaufsicht. - Berechtigt sind nur vor dem 1. April 1956 geborene Spätaussiedler, die ihre Eigenschaft als Spätaussiedler durch eine Bescheinigung (nach § 15 Absatz 1 BVFG) nachweisen müssen. Ehegatten und Abkömmlinge haben keinen Anspruch.
- Die Höhe der pauschalen Eingliederungshilfe aus Bundesmitteln richtet sich nach dem Geburtsdatum der Antragsteller und beträgt bei Geburt vor dem 1. Januar 1946 3.067,75 Euro und vom 1. Januar 1946 bis zum 31. März 1956 2.045,17 Euro. (Antragsbearbeitung und Auszahlung der pauschalen Eingliederungshilfe aus Bundesmitteln erfolgen durch das Bundesverwaltungsamt.)
- Alle Spätaussiedler erhalten im Übrigen einen pauschalen einmaligen Ausgleich für die Kosten der Rückführung aus den Herkunftsgebieten, bei Rückführung aus der ehemaligen Sowjetunion 102 Euro. Nach Eintreffen in der Erstaufnahmeeinrichtung des Bundes erhalten sie zudem ein Betreuungsgeld von 11 Euro zum Erwerb von Dingen des täglichen Bedarfs. Auch diese Zahlung erfolgt einmalig.
- Spätaussiedler haben nach dem Zuwanderungsgesetz Anspruch auf kostenlosen Integrationskursbesuch für die Dauer von sechs Monaten.
Studie “Ungenutzte Potentiale. Zur Lage der Integration in Deutschland” des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung (2009)
Fazit:
- Die Aussiedler sind eine sehr integrationsfreudige Herkunftsgruppe. Die in Deutschland Geborenen schneiden bei vielen Indikatoren deutlich besser ab als die Zugewanderten und weisen sogar bessere Werte auf als die Einheimischen.
Vorurteile (auf beiden Seiten!) verletzenErgebnisse (auszugsweise) einer von Albina Baumann durchgeführten empirischen Untersuchung |
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Vorurteile – Herkunftsdeutsche über Deutsche aus Russland („Russen“) |
Vorurteile – Deutsche aus Russland über Herkunftsdeutsche |
Sie wollen unsere Sprache nicht sprechen. | Sie haben keinen Geschmack (Kleider). |
Sie integrieren sich nicht, bleiben unter sich. | Sie sind Fremden gegenüber intolerant. |
Sie tischen auf, um zu protzen. | Sie sind krankhaft geizig; man bekommt höchstens ein Glas Wasser. |
Sie trinken Wodka. | Sie trinken mehr als wir. |
Sie sind maßlos beim Essen und Trinken. | Sie können nicht feiern, sind langweilig. |
Sie schnappen uns die Arbeitsplätze weg. | Sie beanspruchen die besten Arbeitsplätze für sich und überlassen uns die Drecksarbeit. |
Sie bauen Häuser von unseren Steuergeldern. | Sie haben einen geringen Zusammenhalt in der Familie, unter Freunden und Kollegen. |
Die Frauen verharren in ihrer traditionellen Rolle, unterwerfen sich. | Die Frauen sind keine guten Hausfrauen. |
Die älteren Frauen sind altmodisch (Kopftuch, dicke Strümpfe). | Sie haben keinen Respekt Älteren gegenüber. |
Die Männer sind Paschas, lassen sich bedienen. | Die Männer sind schwach. |
Ihre Kinder sind laut, haben keine Kultur und keine Manieren. | Sie haben Hunde und Katzen lieber als Kinder. |
Sie sind unfreundlich. | Ihre Freundlichkeit ist künstlich. |
Sie sind ausgelassen und laut. | Sie verstehen keinen Humor, sind steif. |
Sie sind aufbrausend und streitsüchtig. | Sie bestehen auf Vorschriften, halten sich aber selbst nicht daran. |