Familie Wilhelm Biedlingmaier aus Katharinenfeld, Kaukasus
Familie Wilhelm Biedlingmaier aus Katharinenfeld, Kaukasus
1817
Die Vorfahren der Familie Biedlingmaier wanderten mit insgesamt 1.500 Familien (etwa 9.000 Personen) aus Württemberg nach Russland, in den Kaukasus aus.
1818
Zusammen mit 135 deutschen Familien gründete die Familie des Tobias Biedlingmaier (geb. 1763) aus Plochingen am Neckar das deutsche Dorf Katharinenfeld.
1826
Nach einer harten Aufbauphase kam das erste Leid über Katharinenfeld.
Am 27. August 1826 überfielen mehr als tausend Reiter – Kurden, Türken, Perser und Tataren – das Dorf. Von den 400 Bewohnern entkamen nur 250 den Mordbrennern.
1830–1880
Mit viel Mut und Fleiß bauten die Überlebenden, darunter auch die Familie Biedlingmaier, Katharinenfeld wieder auf und brachten es zu einem ansehnlichen Wohlstand. Der Weinbau war der Haupterwerbszweig des Ortes, zu dem ausgedehnte Weingärten gehörten. Ferdinand Biedlingmaier (1834 — 1918), der Urgroßvater des Verfassers, baute zwischen 1860 und 1870 ein neues, stattliches Familienhaus, ein typisches Winzerhaus, das dann sein ältester Sohn Gottlob I. (1860 — 1900) mit Familie übernahm. Aufgrund des Fleißes und der Tüchtigkeit der kinderreichen Familie Biedlingmaier zählten ihre Mitglieder zu den wohlhabendsten Weinbauern im Dorf.
1921–1936
Nach dem Abflauen der ersten Revolutionswelle blieb Katharinenfeld noch einigermaßen verschont, und die „Neue Ökonomische Politik“ (1921 — 1928) brachte dem Dorf sogar wieder einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung.
Im Jahre 1930 wohnten 814 Familien mit etwa 3.500 Personen in Katharinenfeld, darunter 14 Familien Biedlingmaier, von denen zehn Winzer waren.
Trotz der vielen Arbeit in den Weinbergen und Kellern fanden die Menschen noch Zeit zum Theaterspielen, Musizieren, Singen, Turnen und Fußballspielen.
Mit der Zwangskollektivierung (1929 — 1933) ging aber diese wirtschaftliche und kulturelle Blüte rasch zu Ende.
1937–1940
Die so genannte Säuberung brachte auch für Katharinenfeld eine schreckliche Zeit. Hauptsächlich in der Nacht wurden fast alle Männer aus den Betten geholt und verhaftet. Die meisten von ihnen kamen nie wieder zurück.
1941–1956
Im Oktober 1941 wurden die Bewohner Katharinenfelds nach Kasachstan und Sibirien deportiert und kamen unter Sonderkommandantur (Aufsicht und Meldepflicht). Viele wurden in Zwangsarbeitslager verschleppt.
Die Familie des Verfasser Wilhelm Biedlingmaier (geb. 1912) kam in das Dorf Lugansk in Nordkasachstan.
1957
Nach Aufhebung der Sonderkommandantur zog die Familie des Verfassers in den Süden Kasachstans, weil die Rückkehr in die ursprünglichen Heimatgebiete strengstens verboten war.
1990–1995
Nach vielen Bemühungen erhielten der Verfasser und seine Familie die Genehmigung zur Aussiedlung.
Im Oktober 1993 fand in Hohenstaufen/Württemberg, dem Ursprungsort der Biedlingmaiers, ein Familientreffen statt, an dem 180 Träger dieses Namens aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen. Selbstverständlich waren auch die Biedlingmaiers aus Katharinenfeld dabei.
Verfasser: Wilhelm Biedlingmaier