Familie Jakob Wedel aus Alexanderwohl/Ukraine
Familie Jakob Wedel aus Alexanderwohl/Ukraine
1819/20
Der Vorfahre der Familie Wedel, Peter Wedel (1792 — 1871), der Ururgroßvater des Verfassers, wanderte aus Marienburg in Westpreußen in die Ukraine aus. Er ließ sich in dem Dorf Alexanderwohl nieder und gründete eine Familie. Auch die Vorfahren der Mutter des Verfassers stammten aus Marienburg/Westpreußen (Familie Janzen) bzw. aus der Ukraine (Familie Suckau).
1880–1882
Mit etwa 20 anderen Familien wanderte der Großvater des Verfassers, Heinrich Wedel (1862 – 1929), nach Kirgisien in Mittelasien aus und gründete dort das Dorf Köppental. Er war ein guter Bauer und Handwerker und entwickelte dort in kurzer Zeit eine hervorragende Viehzucht, die ihm beträchtlichen Wohlstand brachte.
1916–1918
Während der großen Hungersnot organisierten die Deutschen in Köppental große Küchen und versorgten die hungernden Kirgisen einmal am Tag mit einer Mahlzeit, wodurch sehr viele vor dem Hungertod gerettet wurden. Daraus entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Völkern, die sich auch in den folgenden schweren Jahren bewährte.
1930–1936
Die Unmenschlichkeit des Bolschewismus erreichte allmählich auch Köppental und die Familie Wedel, welche die so genannte Entkulakisierung, die Enteignung und Verschleppung, in aller Grausamkeit und Härte erleben musste: Der Vater des Verfassers (1901 — 1944) wurde verhaftet; die Mutter mit drei Kindern (acht Monate, zwei und vier Jahre) konnte schließlich vor den Schikanen einer Kommunistin und ihrer Schwester in die Gegend von Frunse (Bischkek) fliehen.
Der Vater des Verfassers kehrte nach überstandener Gefangenschaft ebenfalls dorthin zurück. Die Ruhe währte nicht lange. Trotz der loyalen Haltung dem System gegenüber wurden die Deutschen von einer neuen Verfolgungswelle heimgesucht. Der so genannten Säuberung fielen die meisten Männer des Dorfes zum Opfer: zunächst von der GPU verhaftet und dann als „Volksfeinde“ erschossen. Allein aus der Familie Wedel waren es sieben Männer. Der Großonkel des Verfassers (von Mutters Seite), Peter Janzen, ein damals schon weithin berühmter Bildhauer, starb im Gefängnis an den Folgen der Folter.
1942–1945
Der Rest der Männer und alle männlichen Jugendlichen aus Bergtal (ab 16 Jahren) wurden in Zwangslager verschleppt. Der Vater des Verfassers und acht weitere Familienangehörige kamen dort wegen Hunger, Entkräftung und Kälte um. Vor Weihnachten 1942 wurde sogar die Mutter des Verfassers von ihren fünf Kindern (vier, sieben, zehn, zwölf und 14 Jahre) weg zur Zwangsarbeit in einem Steinbruch verschleppt.
Erst nach zwei Jahren kehrte sie körperlich gebrochen und krank von der Schwerstarbeit zu ihren Kindern zurück.
1954–1964
Es gelang ihm schließlich, mit Sondergenehmigung der Kommandantur von Bergtal nach Frunse (Bischkek) umzuziehen, wo er sich zum Kunsttischler emporarbeitete und darüber hinaus ein externes Abendstudium im Fach Skulptur bei Professor W. Pusyrewski (Kunstakademie Leningrad/St. Petersburg) absolvierte.
1965–1970
Neben einer künstlerischen Tätigkeit für den Kulturfonds des Kirgisischen Kulturministeriums absolvierte der Verfasser ein weiteres vierjähriges Abendstudium im Fach Skulptur und angewandte Kunst.
1970–1988
Nach Abschluss des Studiums Lehrer an der Kunstschule Kirgisiens sowie weitere Tätigkeit für den Künstlerverband und andere staatliche Kunsteinrichtungen. Selbst höchste Regierungsaufträge, z.B. für den Kreml, durfte der Verfasser ausführen. Zehn Jahre nach Stellen des ersten Antrages konnte der Verfasser 1988 nach Deutschland aussiedeln.
ab 1988
Der Verfasser lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Schwalenberg und ist eine Bereicherung der deutschen Kunstlandschaft. Inzwischen sind alle seine Geschwister mit Familien in Deutschland. Nur die Mutter konnte diese Freude nicht erleben; sie starb 1979 in Bergtal.
Die künstlerische Veranlagung der Familien Wedel/Suckau/Janzen hat der Verfasser in Form musikalischer Begabung weitervererbt. Sein Sohn Anatoli ist Berufsmusiker (Geiger), und dessen Sohn David hat mit seinem Violinspiel bereits etliche Wettbewerbe gewonnen.
Verfasser: Jakob Wedel

Jakob Wedel

Jakob Wedel: Verzweiflung.
Die Familie Wedel 1925.

Die Familie Wedel 1936.
